Über das Spartan Race
Das Spartan Race gehört zu den weltweit größten und sicherlich auch professionellsten (und kommerziellsten) Hindernisläufen. In Nordamerika werden Spartan-Rennen schon im Fernsehen übertragen und es existieren schon richtige Pro-Teams. Aufwendig produzierte Werbevideos zeigen Elitesportler als auch normale Menschen, die einfach mal ihren inneren Schweinehund überwinden wollen oder sich dem Spartan stellen, um persönliche Schicksalsschläge zu überwinden.
Entsprechend gespannt waren wir auf unsere erste Spartan-Erfahrung. Das OCR Frankfurt Team umfasste vier OCR-erfahrene Athleten aus Mainz und Frankfurt. Angeboten wurden zwei Strecken: Die Sprint-Variante (5km+) und die Super-Variante (13km+). Am gesamten Event nahmen 3.650 Athleten teil, davon liefen etwa 1.500 den Super genauso wie das komplette Team OCR Frankfurt. Bei anderen Rennen wird häufig auch noch die Beast-Option (19km+) angeboten.
Während der Wetterbericht für den gesamten Samstag Regen angekündigt hatte und es tatsächlich die ganze Nacht und den Morgen geregnet hatte, kam kurz vor unserer Ankunft die Sonne hervor. Der Wettergott Zeus schien also mit den Spartanern gnädig zu sein. Die Parkplätze befanden sich nur wenige hundert Meter von der Anmeldung entfernt. Nachdem wir uns längere Zeit an der Anmeldung angestellt hatten, erhielten wir die Starterkits mit dem üblichen Inhalt. Die Stirnbänder mit den persönlichen Läufernummern waren schon mal eine sehr praktische Idee! Auf der Strecke sollten sich 20 Hindernisse befinden. Kann ein Hindernis nicht bewältigt werden, werden 30 Strafburpees fällig. So sieht es zumindest das Spartan-Regelwerk vor.
Die Neigung zur Steigung: Die ersten Kilometer
Gestartet wurde alle 15 Minuten. Das Aufwärmtraining bestehend aus 10 Hampelmännern und 10 Kniebeugen an der Startlinien war schon sehr minimalistisch, um nicht zu sagen: spartanisch. Der Moderator versuchte zwar noch die Teilnehmer zu fünf Burpees zu motivieren (“Leute, ihr werdet ohnehin gleich alle dreckig!”). Irgendwie hatten aber nur die wenigsten Lust, im Schlamm Burpees zu machen. Natürlich ging Team OCR da mit gutem Beispiel voran. Dennoch: Verglichen mit den Starts bei Läufen wie den Tough Mudder und Xletics, wo Moderatoren zu Beginn der Rennen den Athleten einheizen und für gute Stimmung sorgen, war der Start beim Spartan richtig lahm.
Dafür war die Strecke umso besser! Die ersten Kilometer hatten es in sich: Die Streckenplaner hatten es geschafft, wirklich jede Steigung mitzunehmen. Schon nach wenigen Minuten brannten die Oberschenkel und für viele war schon nach kurzer Zeit Gehen statt Laufen angesagt, weil die Anstiege sehr anstrengend waren. Auf den ersten Kilometern musste über das eine oder andere Hindernisse geklettert oder drunter durch gekrochen werden bis schon das schwerste Hindernis des gesamten Rennens kam: Ein etwa 25-30 kg schwerer Baumstamm musste einen sehr steilen Hügel hoch und nach etwa 150 Metern wieder runtergetragen werden. Dieses Hindernis verlangte einiges an Kraftausdauer und Koordination ab. Das war das definitiv schweißtreibenste Hindernis auf der gesamten Strecke. Hier stauten sich die Teilnehmer und es gab kaum Überholmöglichkeiten. Der sehr enge Weg war mit zahlreichen Ästen übersät und es bestand Stolpergefahr. Hier hätten die Organisatoren doch besser auf einen anderen Streckenabschnitt ausweichen sollen. Dies wurde deutlich als einem Teilnehmer beim Abstieg der Baumstamm aus den Händen fiel und dieser mit Karacho den Abhang herunterrollte. Dies hätte böse enden können!
Eine dreckige Angelegenheit
Ein wenig später nach dem Holztragen kam auch schon das erste Kriechhindernis, zuerst mussten wir unter ein Netz hindurch durch und unmittelbar danach dann unter Stacheldraht eine Steigung hochkriechen. Einige hundert Meter weiter mussten LKW-Reifen viermal umgeworfen werden. Das nächste Hindernis stellten dann drei dicht über dem Boden liegende Balken dar, über die balanciert werden musste. Eine glitschige Angelegenheit! Hier wurden für Team OCR die ersten 30 Strafburpees fällig. Nach ungefähr zwei Kilometern und einigen Steigerungen kam das das beste “Hindernis”: eine 20 Meter lange Plane, auf der wir in ein Wasserloch rutschen konnten. Spaß pur! Danach begann ein wahrer Hindernisparcour. Wenig Meter nach der Rutsche folgten die Monkey Bars. Da die Stangen natürlich sehr rutschig waren, war es sehr schwierig, nicht den Halt zu verlieren. Ein sehr mieses Hindernis! Wahrscheinlich wurden hier die meisten Strafburpees fällig. Nachdem eine Wand erklommen werden musste, folgte das nächste Hardcorehindernis: Eine Kriechstrecke, die durch den tief gehängten Stacheldraht, was ein Rollen unmöglich machte, eine Steigung und zahlreichen Steinen im Matsch sich wie 100 Meter anfühlte, tatsächlich waren es eher 30 Meter. Unmittelbar danach hieß es dann einige matschige und sehr rutschige Steigungen hochlaufen, um dann zwei 1,60 Meter tiefe Schlammlöcher zu durchwaten (oder auch durchschwimmen). Es folgte eine längere Laufstrecke und das nächste Schlepphindernis. Diesmal handelt es sich nur um 20kg Sandsäcke, die sich leicht um die Schultern legen und sich somit die 50 Meter Strecke leicht tragen ließen. Bei den World Championchips vor einigen Jahren mussten 30kg Sandsäcke eine Meile getragen werden. Gut, so eine lange Strecke hätten wir nicht gebraucht, aber ein bischen länger hätte die Strecke schon sein können.
Das nächste Hindernis testete dann wieder die koordinativen Fähigkeiten. Erst musste ein etwa 20 Meter langer Weg mit am Boden liegenden Reifen überwunden werden, dann mussten wir uns Gummibänder unterhalb der Knie um die Beine spannen und dann wieder durch einen Reifenparkour. Nice! Im anschließenden Waldlauf musste dann über ein sehr hohes Netz geklettert, welches uns im Vergleich zu den Netzen beim Tough Mudder oder Xletics deutlich höher vorkam. Bei dem nächsten Hindernis ging es dann um starke Oberarme: Erst musste ein Gewicht über eine Seilwinde etwa sechs Meter in die Höhe gezogen werden, um dann wieder langsam (!) runter gelassen zu werden. Dann kam ein sehr spartanspezifisches Hindernis: Mit einem Speer musste eine etwa sechs Meter entfernte Heuballen getroffen werden. Wer die Monkeybars gemeistert hatte, durfte dann spätestens hier Strafburpees machen. Als nächstes musste ein tiefer Tümpel durchquert werden, bevor es dann zum Bizepshindernis Nr. 2 ging: Zuerst mussten LKW-Reifen an einem Seil etwa acht Meter zu sich herangezogen werden, dies konnte im Stehen oder Sitzen erfolgen. Dann mussten mit den bloßen Händen die Reifen wieder an die Ausgangsposition geschoben oder gezogen werden. Diese Übung hatte es wirklich in sich! Vor allem wenn kurz davor 30 Strafburpees absolviert worden waren.
Der Endspurt
Jetzt hatten wir schon fast das Ende der Strecke erreicht und es kamen noch einige richtig gute Hindernisse. In einem Tümpel musste unter vier Balken hindurch getaucht werden. Dann kam das Seilklettern. Gleiches Problem wie bei den Monkeybars: Unmittelbar nach dem Wasserhindernis waren die Seile sehr nass und es war sehr schwierig, nicht abzurutschen. Mit der richtigen Technik konnte die Glocke am Ende des etwa vier Meter langen Seils erreicht werden. Es folgte , was auch sonst, eine weiteres Kriechhindernis von etwa 20 Metern. Hier konnte aber gerollt werden. Dann kamen zwei mal zwei übereinanderstapelte Container zwischen denen ein Netz gespannt war. Über ein Netz gelangte man auf die Container, dann hieß es nicht nach unten schauen und über das Netz zum nächsten Container kriechen. Beim zweiten Container angekommen, dann schnell runter, dann nochmal eine steile Wand mit Hilfe eines Seils hochgeklettert, noch schnell einen kleinen Reifen- und Sandsackparkours bezwungen und dann der Sprung durchs Feuer wenige Meter vor der Ziellinie. Geschafft!
Im Ziel warteten dann auch schon Getränke, Medaillen und Finishershirts. Da wir nicht zusammen ins Ziel liefen, mussten wir den gemeinsamen Zieleinlauf für das Finisherfoto faken. Dies war aber kein Problem und die Bilder waren einfach nur Hammer:
Danach ging es zur Gepäckausgabe, wo uns eine Horrorbotschaft erreichte: Es gab kein Wasser mehr! D.h. auch kein Wasser für die provisorischen Duschschläuche! Glücklicherweise dauerte die Unterbrechung nur wenige Minuten, dann konnten wir uns mit dreckigem Wasser abduschen. Sparta eben…
Bewertung
Das Rennen hat uns allen sehr großen Spaß gemacht. Die Hindernisse waren alle aufeinander abgestimmt. Das Rennen war gut durchdacht. Die Startwellen waren gleichmäßig verteilt, ebenso sorgten gerade die zahlreichen Steigungen am Anfang dafür, dass sich die Laufwellen sehr schnell auseinander zogen und es so an den Hindernissen faktisch keine Wartezeiten gab, was im Vergleich zu anderen Hindernisläufen, wo man locker 15 Minuten wartet, ein riesen Pluspunkt war. Natürlich wurde dies auch dadurch begünstigt, dass es alle Hindernisse so konzipiert waren, dass sie alleine gemeistert werden konnten. Daher gab es keine Hindernisse wie große Halfpipes oder hohe Wände, die nur mit Hilfe anderer bezwungen werden können. Dagegen war es bisweilen unmöglich an den Steigungen Läufer zu überholen, weil hier die Wege einfach zu eng waren. Das ist jetzt Jammern auf hohem Niveau, hier hätten die Rennveranstalter besser auf eine ausreichende Breite achten müssen. Die meisten Teilnehmer achteten darauf, schnellere Läufer vorzulassen. Sportsgeist pur! Das Prinzip der Strafpurpees war auch sehr gut. Unser Teammitglieder mussten zwischen 30 und 120 Burpees machen. Natürlich konnten diese nicht wirklich kontrolliert werden und es war auch schon erstaunlich, wie schnell so manch ein Teilnehmer 30 Burpees machen konnte… Ebenso kann bemängelt werden, dass keine Kilometerschilder aufgestellt waren. Wer ohne Uhr lief, konnte daher nicht abschätzen, wie viel noch gelaufen werden musste. Es war sehr gut, dass professionelle Fotografen an mehreren Hindernissen Bilder schossen. Über die Angemessenheit des Preises von 22 Euro für die Fotoflat beim professionellen Bildservice gingen dann doch die Meinungen auseinander.
Positiv fiel dagegen auf, dass das Spartan so konzipiert war, dass sowohl ambitionierte Athleten, die auf Zeit laufen wollten, als auch Hobbysportler oder Spaßteams voll auf ihre Kosten kamen, wobei Topathleten im Eliteheat am Anfang hätten starten sollen. Der Spartan Super startete am Vormittag, der Sprint dann ab Mittag, so dass sich hier die Läufer mit den unterschiedlichen Laufgeschwindigkeiten nicht in die Quere kamen. Hier hatten die Veranstalter wirklich mitgedacht.
Von den über 1.500 Läufern belegten die OCR-Mitglieder die Plätze 97, 168 und 985, wobei ein Läufer vermutlich einen fehlerhaften Chip erhalten hatte und daher nicht gewertet wurde. Schon kurz nach dem Zieleinlauf war uns allen klar, dass dies sicherlich nicht unser letzter Spartanlauf war! Von 10 möglichen Punkten kriegt der Spartan Race 9 Punkte! Definitiv ein geiles Rennen und super Konzept! Aroo!
Bericht von Tome Sandevxki, Olaf Engelhardt, Ivica Taskovic und Sven Vollnhals