Als am 15. Juli 2015 Mr. Mouse a.k.a. “Provider of Fear” seinen Geburtstag feierte, postete er als kleines Geschenk an seine Fans einen Rabatt-Code über 30% für sein legendäres Rennen “Tough Guy”. Das ließen wir uns nicht zwei mal sagen und schwupps! waren wir da schon angemeldet: Gleich 11 Athleten stellten sich dieser neuen Herausforderung, denn zur Mutter aller Hindernisläufe hatte es noch keiner von uns gemacht und somit stand das Rennen noch weit oben auf unserer To-Do-Liste.
Ein gutes halbes Jahr später war es dann endlich so weit: Der Tough Guy stand bevor und wir hatten alle großen Respekt vor diesem Rennen. Der Ruf als eines der härtesten Rennen der Welt, das bei eisigen Temperaturen stattfindet, eilte ihm da schon längst weit voraus. Aber immerhin sah die Wetterprognose für das Rennen gut aus: Statt Minusgrade sollten uns um die 5°C erwarten.
England, wir kommen!
Ein paar von uns leisteten sich einen Flieger, der Rest reiste in drei Gruppen mit dem Auto an. Die Reise war lang und zwei von drei Autos hatten auch noch Pech mit der Fähre: Sie hatte Verspätung. Unsere Fähre zwar “nur” eine Stunde, allerdings gerieten wir dadurch in den Berufsverkehr von London und standen leider viel im Stau. Der Rest der Strecke war geprägt von starkem Regen – ja, England wurde seinem Ruf gerecht…
Christophs Gruppe musste länger auf die Fähre warten, hatte dafür aber keinen Stau. Im Endeffekt brauchten wir jeweils um ca. 15 Stunden für die Anreise.
Patrick fuhr einen Tag später, bekam ohne Wartezeit den letzten Platz in der Fähre und erlebte keinen Stau. In einer Rekordzeit von 10 Stunden schaffte er die Strecke am schnellsten.
Der erste Eindruck
Samstag Morgen ging es dann für die Meisten nach Wolverhampton, um die Startunterlagen abzuholen. Wir waren recht früh da und es war noch nicht viel los. Die Anmeldung wurde gut organisiert: Mit unserem Teamnamen wurde ein Umschlag geholt in dem alle Unterlagen von uns gesammelt verfügbar waren. So ging es sehr schnell, bis jeder seine Startnummer hatte. Dann noch schnell um die Ecke, um das Shirt abzuholen, und die Pflichten des Tages waren erledigt.
Wir nutzten dann die Gelegenheit, um uns die “Killing Fields” anzusehen und machten einen kleinen Rundgang über das Gelände. Der Himmel war schön blau und die Sonne schien ein wenig, aber es war trotzdem recht frisch und vor allem windig. Jetzt wurde diskutiert, was wohl die richtige Kleidungswahl für das Rennen sei. Ich hatte mein Neopren-Outfit zuhause gelassen und war jetzt leicht verunsichert. Aber ändern ließ es sich jetzt ohnehin nicht mehr.
Beim Spazieren über das Gelände fielen uns zwei Dinge direkt auf: Es gab viel Wasser und Matsch und die Hindernisse waren riesig. So große Hindernisse hatten wir anderswo noch nicht gesehen. Für andere Veranstalter wäre der Aufwand dafür auch zu groß. Das Gelände des Tough Guy steht ja ganzjährig fest. Wir waren jetzt sehr gespannt auf das Rennen.
Der Renntag
Der Start sollte um “11-ish” sein. Wir fuhren aus dem Hostel in Birmingham gegen 9 Uhr los, um nicht später in Eile und Hektik zu geraten. Die Fahrt dauerte am Vortag etwa 45 Minuten. Bis Wolverhampton kamen wir gut durch, nur kurz vor dem Gelände kamen wir in einen Stau mit anderen Teilnehmern. Wir hörten laut “Smoke on the water” von Deep Purple, schrien mit und waren bester Stimmung. Wir hatten so richtig Bock.
Auf dem Gelände war jetzt richtig viel Trubel und die Anspannung stieg. Wo waren die Anderen? Wo kann ich auf Toilette? Wo kann ich mich umziehen? Wo lasse ich meine Sachen? Es war etwas chaotisch und da jeder einer anderen Fragestellung nach ging, zerstreute sich die Gruppe.
Die Zeit raste jetzt und immer mehr Leute gingen Richtung Start. Diejenigen unter uns, die sich bis dahin wieder gefunden hatten, machten noch schnell ein Gruppenfoto und dann ging es gleich weiter zu unserem Startblock.
Kurz darauf folgte auch der Startschuß und eine Horde Verrückter stürzte sich den Starthügel herab auf die Strecke.
Das Rennen
Nach einer kurzen Strecke über matschige Wege kamen die ersten Hindernisse. Es waren einfach zu meisternde Holzbarrieren über die man klettern bzw. springen musste. Hier war es schon sehr matschig und nach nicht einmal 10 Minuten im Rennen waren wir schon komplett eingesaut. Das war aber erst das Vorspiel, denn es sollte noch viel mehr Matsch kommen…
Die ersten 10 Kilometer waren geprägt von einfachen Hindernissen. Allerdings nagten sie teilweise trotzdem an den Nerven, da sie sich ständig wiederholten. Ich weiß nicht unter wie vielen Netzen wir durchgekrabbelt sind – es schien nicht aufzuhören. Ständig gab es Matsch und Wasser. Und es wurde immer mehr. Immer wieder kleine Holzhindernisse. Und Netze. Einzeln war nichts davon wirklich schwer, aber zusammen kostete es doch Kraft und Nerven.
Teil des ersten Streckenabschnitts waren auch die “Rabbit Hills”: Ein steiler Anstieg durch unwägbares Gelände, der sich um die 10-mal wiederholte. Es ging immer wieder rauf und runter. Dank der Trailläufe im Hochtaunus konnten wir diesen Abschnitt gut meistern. Aber auch hier waren wir froh, als es vorbei war. Denn diese Wiederholungen nervten einfach.
Die letzten 5 Kilometer ging es dann über die “Killing Fields”. Das ist der Bereich in dem die großen Hindernisse stehen. Auch hier war wieder viel Matsch und Wasser im Spiel.
Es ging über die großen Kletterhindernisse, über Hangel- und Balancierpassagen, durch enge Rohre, unter Stacheldraht durch, über Feuer und durch die Dunkelheit und durch die Enge in der “Torture Chamber”.
Stromhindernisse gab es auch. Wir waren aber nicht sicher, ob wirklich Strom floss. Viktorija griff eines der Strombändchen, schaute mir in die Augen und sagte “Da ist gar kein Strom drauf!”. Eine Sekunde nachdem sie das aussprach zuckte sie heftig und wurde eines Besseren belehrt. Offenbar bekam man nur einen Schlag, wenn längere Zeit damit in Berührung kam.
Gegen Ende kam dann noch das Schmankerl, vor dem alle Respekt hatten: Die Tauchpassage. Man musste 5x unter Holzpfosten durch das eiskalte Wasser tauchen. Man hatte das Gefühl, das Gehirn friere einem ein. Bei “Getting Tough” war es härter, trotzdem war es sehr unangenem.
Das letzte Hindernis hieß “Viagra” (britischer Humor): Es handelte sich hierbei um eine glitschige Steilstrecke, auf der man an einem Seil hochkrabbeln musste. Über Einem hängen jede Menge mit Strom geladene Fähnchen. Oben angekommen, richtete ich mich mich auf und – zack – bekam ich vom letzten Fähnchen eine ordentliche Nackenschelle mit Strom ab.
Danach ging es nur noch um die Ecke, über Strohballen und man war im Ziel und durfte die Finishermedaille entgegen nehmen.
Nach dem Rennen
Spätestens jetzt wurde einem richtig kalt. Leider haben wir uns im Vorfeld nicht gut genug organisiert und Athlet, Autoschlüssel und warme Kleidung fanden nicht so schnell zueinander, wie es nötig gewesen wäre. Wieder mal etwas gelernt. Das nächste Mal organisieren wir das besser.
Als hätten wir nicht schon genug Matsch gehabt, gab es noch ein Nachspiel. Als wir zurück zum Hostel fahren wollten, kamen wir nicht vom Parkplatz weg. Der Acker war so matschig, dass die Reifen durchdrehten und es nur sehr schwer möglich war, ohne Hilfe weg zu kommen. Für Einige blieb nur das Warten auf einen Traktor übrig.
Nachdem wir dann im Hostel ankamen, wuschen wir uns schnell den ganzen Matsch vom Leib und dann ging es ab in den Pub. Wir haben lecker gegessen, gut getrunken, viel gelacht und ordentlich gefeiert. Es war ein toller Tag und ein toller Abend.
Fazit
Es war ein fantastisches Rennen. Jeder, der Hindernisrennen mag, muss den Tough Guy mal gemacht haben. Es war sicher nicht das härteste Rennen bisher, aber eines der schönsten und matschigsten. Die Stimmung im Team und auch bei allen anderen Teilnehmern war großartig. Auch wenn die Anreise lang und stressig war: Es hat sich gelohnt.